Redebeitrag Aachener Friedenspreis
- Çetin Gürer
- 1. Sept. 2016
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Apr.
Sehr geehrte Damen und Herren;
Sehr geehrte Mitglieder des Vereins Aachener Friedenspreis;
Sehr geehrte Bürgermeisterin Hilde Scheidt;
Liebe Friedenaktivisten und –Aktivistinnen;
Ich freue mich sehr, Sie im Namen der „Akademiker für Frieden“ begrüßen zu dürfen und diese Auszeichnung im Namen der Akademiker für Frieden anzunehmen.
Zuerst möchte Ich mich herzlich bedanken, dass sie uns, die „Akademiker für Frieden“ mit dem Aachener Friedenspreis geehrt haben. Immer wieder hörten wir es früher in den Nachrichten, dass Menschen aus der Türkei mit einem Friedenspreis ausgezeichnet wurden. Aber dass wir auch irgendwann mit einem Preis geehrt werden würden, hätten wir uns nie vorstellen können weil unsere Zukunftsträume immer von einem Land in Frieden waren.
Wir, etwa zweitausend Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, haben uns am 11 Januar 2016 mit dem Aufruf, „wir werden nicht ein Teil dieses Verbrechens sein“ gegen den Krieg geäußert und wir haben zur Lösung der Kurdischen Frage unsere Stimme für den Frieden erhoben. Unser Wort war gegen die Tötungen, Massaker und Menschenrechtsverletzungen gerichtet, die den Völkern der Türkei androhen, sowie gegen die Finsternis des Kriegs. Wir standen ein, für das Recht auf ein Zusammenleben in Geschwisterlichkeit, Gleichheit und Freiheit. Wir stehen immer noch fest zu unserem Wort.
Denn es ist uns bewusst, dass unser Wort die Stimme des Friedens ist, die noch mehr erhoben werden muss, bis alle unmenschlichen Kriege ein Ende finden. Die Forderung nach dem Frieden ist kein Verbrechen, sondern eine Voraussetzung des Menschwerdens. Sie muss erhoben werden, trotz jeder Gefahr. Der Krieg ist unmenschlich, weil er nicht vermehrt, sondern immer vernichtet. Der Frieden ist eine Tugend des Menschwerdens, weil er leben lässt.
Wir haben uns gegen den Krieg in Kurdistan geäußert um weiterhin Mensch bleiben zu können. Wir durften nicht wegschauen während der Krieg in Kurdistan viele unsere Freunde und Verwandte von uns nimmt, mit denen wir womöglich am gleichen Teetisch gesessen haben; mit denen wir zusammen gelacht und geträumt haben; mit denen wir für Menschenrechte, für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit gekämpft haben. Sie sind jetzt nicht mehr unter uns.
Die Welt hat ihre Augen auf den Mittleren Osten gerichtet, der Krieg in Syrien, die unstabile Lage in dem Iraq und die autoritären Verhältnisse in der Türkei. Es ist aber unabdinglich, dass sich diese Entrüstung in einen nachhaltigen Ruf nach Frieden verwandelt. Wenn wir in Zukunft nicht zusehen wollen, dass noch mehr Menschen sterben, ihre liebsten verlieren und in die Flucht getrieben werden, müssen wir ein friedliches aber selbstbestimmtes Zusammenleben der Völker, Ethnien und Religionsgemeinschaften ohne gegenseitige Unterdrückung fördern, sowohl im Mittleren Osten als auch in Europa. Es ist klar, dass es im Mittleren Osten keinen Frieden geben wird solange der Status der Kurden nicht gesichert ist.
„Die verbliebenen Menschen müssen Stolz auf uns sein“, waren die letzte Worte von Mehmet Tunç in Cizre, wo er in einem Keller mit vielen anderen Freunde und Freundinnen eingekesselt und verbrannt wurde. Ich nehme diese Auszeichnung an, auch im Andenken von Mehmet Tunc und seinen Freunden und Freundinnen, denen der aktuelle Krieg in Kurdistan ihr Leben gekostet hat.
Herzlichen Dank
PS: Den Redebeitrag habe ich anlässlich der Verleihung der Aachener-Friedenspreis abgehalten.
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